- Wirtschaftsraum
- durch menschliche Aktivitäten organisierter und gestalteter Erdraum bzw. Landschaftsausschnitt, welcher durch bestimmte sozioökonomische Strukturmerkmale und funktionale Verflechtungen charakterisiert ist. Der W. hebt sich durch seine individuelle Struktur von den ihn umgebenden W. ab. Im Gegensatz zum Wirtschaftsgebiet wird eine Abgrenzung des W. auf Basis politisch-administrativer Verwaltungseinheiten vermieden. Eine Ausgliederung nach Regions- oder Ländergrenzen erscheint nur bei makrogeographischer Betrachtungsweise (z.B. EU, NAFTA) als sinnvoll. Im Regelfall wird ein W. auf der Grundlage kleinräumig zur Verfügung stehender Daten (z.B. auf Gemeindebasis) abgegrenzt.- Der W. ist das zentrale Forschungsobjekt der ⇡ Wirtschaftsgeographie. Diese analysiert W. in zweierlei Hinsicht: (1) Strukturell wird das innere Gefüge der raumprägenden Elemente eines W. bezüglich seiner Lage- und Eigenschaftsdimensionen untersucht. (2) Funktionell werden Art, Intensität und Dynamik der das räumliche Wirkungsgefüge prägenden Verflechtungen und Systemzusammenhänge analysiert.- Im Mittelpunkt der Betrachtung steht die Erforschung der Relationen zwischen ökonomischen und anthropogenen Elementen bzw. zwischen Wirtschaft und naturräumlichen Strukturen mit dem Ziel der Erfassung und Erklärung räumlicher Ordnungssysteme und Organisationsformen. In jüngerer Zeit ist die umfassende Wirtschaftsraumanalyse hinter die Beschäftigung mit ausgewählten Teilfragestellungen zurückgetreten. So richtet sich das Interesse zunehmend auf die Erforschung der Bildung und Entwicklung regionaler Produktionscluster (⇡ Industriedistrikt, ⇡ Cluster) und deren Entwicklung in einem spezifischen soziokulturellen Kontext (⇡ kreatives Milieu, ⇡ Embeddedness, ⇡ relationale Wirtschaftsgeographie). Auch raumwirksame Aspekte der ⇡ Globalisierung und ⇡ neuen internationalen Arbeitsteilung werden zunehmend behandelt. Besondere Beachtung findet das Beziehungsgefüge zwischen globalen und lokalen Prozessen und Systemen (⇡ Glokalisierung). Die Vorstellung eines flächenbezogenen, auf interner Steuerung basierenden Kontinuums des W. wird zunehmend von der Vorstellung eines komplexen, durch externe Steuerung funktionierenden Beziehungsgeflechts verschiedener ⇡ Netzwerke abgelöst.
Lexikon der Economics. 2013.